Winterprognose 2011/12

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher wieder für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns wieder seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.

 Winterprognose 2011/12


Zusammenfassend: Der Winter wird schneereich, kalt und im Gebirge langanhaltend!

1.) Interpretation der Temperaturprognose:
November:
Bis zum 2. Novemberdrittel setzt sich das schöne Herbstwetter mit Nebelbildung in den Niederungen fort. Im letzten Drittel folgt ein Temperatursturz mit Wintereinbruch.
Dezember:
Weitere Schneefälle sind Anfang Dezember zu erwarten. Das fast jährlich auftretende Weihnachtstauwetter erfolgt heuer schon Mitte Dezember, bevor dann Ende Dezember der Hochwinter mit sehr tiefen Temperaturen Einzug hält (wahrscheinlich um -20 Grad C).
Jänner:
Die Wahrscheinlichkeit für Schneefälle bleibt den gesamten Jänner bis Anfang Februar hoch, wobei durchwegs unterdurchschnittliche Temperaturen auftreten (etwas milder bei Warmfrontschneefällen, dabei aber Lawinengefahr!).
Februar:
Sehr kalt, wahrscheinlich noch einmal Tiefstwerte um die -20 Grad C, aber viel Sonnenschein.
März:
In der ersten Märzhälfte setzt sich die kalte Witterung fort, dabei bleibt die Schneedecke noch stabil. In der zweiten Märzhälfte wird es sehr warm, sodass die Schneedecke in der Niederung bis Ende des Monats geschmolzen ist.
April:
Der Ende März einsetzende Vorfrühling ist nur von kurzer Dauer und wird bald durch Schlechtwetter im April abgelöst, erst Ende April werden Frühlingstemperaturen erreicht.

2.) Die Naturbeobachtung:
Der Pflanzenwachstum war heuer äußerst günstig, obwohl im Frühjahr sehr wenig Schneefeuchtigkeit vorhanden war und die Trockenheit bis in den Mai anhielt. Erst im Juni und Juli gab es ausreichende Niederschläge und für das Wachstum günstige Temperaturen.
Distelhöhe = Schneehöhe im kommenden Winter. Die Disteln erreichten teilweise eine Höhe von 1,80 m! Die Hälfte würde als Schneehöhe in der Niederung auch schon genügen.
Die Bienen haben frühzeitig schon mit starker Kittharzproduktion begonnen, waren im September brutfrei und im Oktober in Winterruhe. Dies deutet auf einen strengen und langanhaltenden Winter. Das vergangene Honigjahr war hinsichtlich Blüten- und Waldhonig äußerst günstig und ertragreich. Eine Analyse der letzten 40 Honigjahre zeigte, dass nach guten Honigjahren die Schneehöhen im darauffolgenden Winter doppelt so hoch sind (90 cm), als nach schlechten Honigjahren (45 cm). Dieser Zusammenhang ist zwar verblüffend, aber leicht erklärbar, weil nämlich eine gute Nektar- und Honigtauproduktion nur bei günstigen Bedingungen für das Pflanzenwachstum erfolgt. 

3.) Die Analogjahre:
Vergleichsjahre, die annähernd dieselbe Sommer- und Herbstwitterung aufweisen, wie im heurigen Jahr, liegen in einer Zeit, wo die Klimaänderung noch nicht so spürbar war. Der vergleichbare Winter 1981/82 brachte schon im Dezember den Hochwinter mit großen Schneehöhen (80 cm) und tiefen Temperaturen. Es folgten weitere Schneefälle im Jänner und tiefe Temperaturen bis 20. März. Ende März wurde es warm, gefolgt von Schlechtwetter im April. Dieser Witterungsverlauf entspricht der prognostizierten Temperaturkurve.

4.) Die Entwicklung der Schneedecke in 800 m Seehöhe - eine Prognose:
November:
Ende des Monats 30 cm Schneehöhe
Dezember: durchschnittlich 60 cm, maximal 80 cm
Jänner: durchschnittlich 70 cm, maximal 100 cm
Februar: durchschnittlich 75 cm, maximal 90 cm
März: durchschnittlich 45 cm, Anfang 60 cm, Ende 0 cm

Obwohl alle Anzeichen auf einen schneereichen Winter hindeuten, besteht für Schneehöhen eine Prognoseungenauigkeit, da durch die Klimaerwärmung ein zunehmender Anteil des Niederschlages in der Niederung als Regen fallen kann.

5.) Nachsatz des Verfassers:
Für Temperaturen kann eine Prognosegenauigkeit von über 80 % erreicht werden, für Niederschläge liegt die Genauigkeit wesentlich darunter. Aber wenn ich dann im Winter beim Schneeschaufeln ins Schwitzen komme, denke ich mir immer: "Selber schuld, hättest du nur die Hälfte der Schneemenge angegeben, hätte es auch gereicht!".

©   Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden