Winterprognose 2013/14

 
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und es ist sicher für alle interessant wie der kommende Winter für unsere Region ausfallen wird. Der Saalfeldner Wetterspezialist, Herr Hofrat Dipl.Ing Nöbl, stellte uns seine begehrten Prognosen für die Veröffentlichung zur Verfügung.


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1.) Die Naturbeobachtung

Das Pflanzenwachstum war im heurigen Jahr durch hohe Niederschläge im Mai und Juni sehr günstig, die Disteln erreichten in der Niederung eine Höhe von 1,80 m, auf den Almen 1,50 m. Auch Himbeeren und die Austriebe von Obstbäumen erreichten überdurchschnittliche Längen. Dieses günstige Wachstum war aber auf bestimmte Gebiete beschränkt, der Pinzgau war besonders begünstigt, da hier auch im Juli und August durch Gewitter genügend Niederschlag fiel, in anderen Gebieten Österreichs herrschte Dürre. Da die Bauernregel "Distelhöhe ist gleich Schneehöhe im nächsten Winter" nur im Pinzgau anzutreffen ist, kann man hier auch eine überdurchschnittliche Schneehöhe erwarten.

Das vergangene Honigjahr war zweigeteilt. Im Mai und Juni, wo normalerweise der meiste Honig eingetragen wird, gab es gerade so viel Honig, dass die Bienen nicht verhungerten. Wenn es dabei geblieben wäre, hätten wir 2013 ein zweites Nulljahr in der Waldtracht wie im Jahre 1997 und im Winter keinen Schnee wie 1997/98 (durchschnittliche Schneehöhen von Dezember bis März: 5 cm; Maximalhöhe: 25 cm). Das erste Nulljahr ist meist rhythmisch bedingt, das zweite ist vom jeweiligen Wetter verursacht. Witterungsbedingte Änderungen im Waldhonigrhythmus gibt es auch im positiven Sinn. Wenn nach drei Waldhonigjahren nicht das Nulljahr sondern ein weiteres Honigjahr folgt, gibt es im darauffolgenden Winter extrem viel Schnee, wie zum Beispiel nach dem vierten Honigjahr 2005 im Winter 2005/06 (durchschnittliche Schneehöhe von Dezember bis März: 70 cm; Maximalhöhe: 105 cm). 2013 gab es kein Nulljahr im Honigertrag, denn im Juli und August wurde, was äußerst selten ist, eine große Menge an Waldhonig eingebracht. Zum Teil ist dieser Honig in den Waben kandiert und war dadurch nicht schleuderbar. Fast identische Verhältnisse gab es vor 26 Jahren (1987/88).

"Keine Pilze im Sommer, kein Schnee im Winter." Ebenso wie das Honigjahr war auch das Pilzjahr zweigeteilt. Im Juli und August, wo üblicherweise die meisten Pilze wachsen, gab es überhaupt keine, dafür umso ergiebiger im September und Oktober. Im September gab es massenhaft Pilze in den Hochlagen, im Oktober noch überall in den Niederungen, wo kein Schnee fiel.

Die Kittharzproduktion der Bienen bewegte sich heuer im normalen Bereich, jedoch gab es sehr viele Insekten, die auch auf einen strengen Winter hindeuten. Die Klimaänderung wirkt sich aber besonders im Winter hinsichtlich tiefer Temperaturen aus, sodass nicht mehr wie früher Tiefsttemperaturen von -25° bis -30° Celsius zu erwarten sind, sondern nur mehr -15° bis -20° Celsius.

"Hängt das Laub in den November hinein, wird ein langer Winter sein." Da es bis Allerheiligen keine Fröste gegeben hat, fällt das Laub später ab, der Winter kommt später und hält länger an.

"100 Tage nach dem ersten Reif schneit es zu", das heißt, dass der Schnee dann in der Niederung nicht mehr weggeht. Nach dem Schneefall am 11. Oktober 2013 wäre dies der 19. Jänner (am 20. Jänner: "Fabian - Sebastian fängt der rechte Winter an").

 

2.) Die Vergleichsjahre

Bei den heurigen Wetterkapriolen gibt es nur wenige Vergleichsjahre, die annähernd denselben Witterungsablauf zeigen, aber es gibt ein Jahr, wo die Naturbeobachtungen bezüglich Bienen, Pilzen und Vegetation sehr gut übereinstimmen, nämlich das Jahr 1987. In diesem Jahr gab es so wie heuer die Honigproduktion erst im Juli und August und das Pilzwachstum erst im September bis in den Oktober. Genauso gestaltete sich auch der Winter 1987/88: Im Dezember und Jänner wenig bis kein Schnee - im Feber und März sehr viel Schnee bis hin zur Schneekatastrophe mit Lawinen.

Schneehöhen in der Niederung (800 m Seehöhe) im Winter 1987/88:
ab 20. November bis Anfang Dezember: 5 cm
Dezember bis 20. Jänner: 0 cm
ab 20. Jänner: 20 cm
Feber: von 40 cm auf 70 cm ansteigend
März: durchschnittlich 90 cm, Höchsthöhe am 12.03.1988: 120 cm
April: von 60 cm zu Beginn auf 0 bis 15. April abschmelzend

Sicher wird der Winterverlauf nicht genau mit jenem aus dem Jahr 1987/88 übereinstimmen, aber die Tendenz ist deutlich erkennbar. Die Naturbeobachtung und die Vergleichsjahre sind hier sehr übereinstimmend: So extrem wie der Sommer war, wird auch der Winter. Temperaturextreme: Weihnachtstauwetter mit Bienenflug - strenge Kälte im Jänner; Temperaturdifferenzen: im Westen warm - im Osten kalt; in der Niederung kalt - auf den Bergen warm. Schnee: in der ersten Winterhälfte wenig - in der zweiten extrem viel.

 

3.) Die Temperaturprognose

Hiefür wurden ein langfristiger Rhythmus und eine Symmetriekurve herangezogen. Dabei gibt es zeitweise Übereinstimmungen, aber auch über weite Strecken starke Abweichungen voneinander (eine Bandbreite, in der alles möglich ist).

In der ersten Novemberhälfte ist es warm-kalt, es wechseln Föhnlagen mit Kaltfronten, im Gebirge schneit es, der Schnee geht aber wieder weg.

Ende November bis Anfang Dezember fallen die Mittelwerte der Temperaturen unter 0° Celsius ab. Der Schnee kann auch in der Niederung liegen bleiben. Ob es sich schon um den endgültigen Winterbeginn handelt, hängt von der Schneemenge ab, die in diesem Zeitraum fällt.

In der zweiten Dezemberhälfte zeigen die Temperaturkurven nach oben und enden mit einem starken Weihnachtstauwetter.

Der Jänner zeigt eindeutig die tiefsten Temperaturen des Winters. Das russische Kältehoch breitet sich bis Mitteleuropa aus, Extremwerte sind möglich, aber seit der Klimaänderung nicht mehr wahrscheinlich (im Pinzgau bis -20° oder -22° Celsius, im Lungau bis -25° Celsius). Niederschläge gibt es dabei kaum.

Von Ende Jänner bis Ende März weichen die Temperaturkurven voneinander stark ab. Das Kältehoch ist im Osten dominant, während es im Westen durch das Schönwetter schon wärmer wird. Auch höhenmäßig gibt es starke Unterschiede: In den Niederungen liegen Kälteseen, durch die Temperaturumkehr ist es auf den Bergen wärmer. Besonders ab Mitte Feber tritt ein oftmaliger Wechsel zwischen Kalt- und Warmfronten auf. Die aufgleitenden Warmfronten bringen besonders viel Schnee, in der Endphase gehen sie dann in Regen über. In dieser starken Niederschlagsphase, die bis in den März anhält, kommen große Schneemengen zusammen. Wenn es vorher bei sehr wenig Schnee tiefe Temperaturen gegeben hat, bilden sich Schwimmschneeschichten in der Schneedecke, an denen dann Lawinen abgleiten. Die große Lawinengefahr wird daher zu beachten sein.

Der April zeigt sich temperaturmäßig bereits sehr frühlingshaft, mit Ausnahme eines kurzen Schlechtwetterrückschlages in der Mitte des Monats.

 

4.) Die Detailprognose

November: meist starker Wechsel zwischen Föhn und Kaltfronten, wobei der herbstliche Wettercharakter überwiegt, am Ende Schnee bis in die Niederung, der dann liegen bleibt

Dezember: zu Beginn winterlich, dann immer wärmer bis hin zu einem starken Weihnachtstauwetter, der Schnee in der Niederung (800 m) kann wegschmelzen, in tiefen Lagen (400 m) kein Schnee

Jänner: kontinentales Kältehoch mit Schönwetter und Temperaturen von -15° bis -20° Celsius, im Osten ist es kälter, im Westen und auf den Bergen wird es wärmer, ab 20. Jänner gibt es neuen Schnee, der auch in tiefen Lagen liegen bleibt

Feber: weitere Schneefälle, aber auch Schönwetter mit Temperaturumkehr (auf den Bergen wärmer), in der zweiten Hälfte häufiger Wechsel zwischen Kalt- und Warmfronten und große Schneefälle, beginnende Lawinengefahr

März: der Trend zu starken Schneefällen hält noch an, ab 20. März gibt es Schönwetter und trotz Schneelage schon frühlingshafte Temperaturen

April: frühlingshaft warm, der letzte Schnee in der Niederung schmilzt, nur Mitte April gibt es einen Schlechtwetterrückschlag

 

5.) Nachsatz des Verfassers

Da die Prognose ohne Gewähr gegeben wird und durchschnittlich nur zu 80% zutreffend ist, besteht die Hoffnung, dass es doch im Dezember mehr schneit und dafür die Lawinengefahr im Feber und März geringer ist.


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Dipl.Ing. Nöbl, Saalfelden